Aus der Buchwelt

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Gedankenwelt

Du machst den Kuchen. Alle anderen essen ihn auf.

Wenn ein System kaputt ist, helfen normalerweise nur tiefgreifende Änderungen und Zeit. Die Buchbranche ist aus vielen Gründen ein Fiebertraum. Schneller, höher, lauter, bunter und wer nicht mitspielt, geht unter. Wenn man nicht gerade bei einem großen Verlag unter Vertrag ist oder schockierende, dunkle Erotikgeschichten in den Äther pustet (no front, just facts), hat man so gut wie keine Chance.

Am Ende der Nahrungskette stehen Autor:innen. Das ist nichts Neues, aber es macht die Erkenntnis nicht weniger frustrierend.

Als Kleinstverlag frustriert mich vor allem, wie wenig die Buchblase supportet. Damit meine ich nicht die Menschen, die wir hier mit unserem Content erreichen, sondern jene, die den Markt lenken und bestimmen. Die großen Namen. Als ich angefangen habe, Werbung für den Verlag zu machen, habe ich viele große Contentcreator:innen angeschrieben und um Unterstützung für unseren ersten Titel gebeten – weil Annika Thompson und all die Autor:innen, die ihr im Sturm Verlag folgen werden, diese Sichtbarkeit verdient hätten. Mit Unterstützung meine ich nicht nur plumpe Werbung, ich wollte reden, mich vernetzen – die Vision hinter dem Verlag näherbringen.

Nicht eine hat reagiert.
Und ja, klar: Warum sollte man auch, wenn man mittlerweile mit großen Namen der Buchszene auf der Bühne steht. Warum inklusive, unabhängige Kleinstverlage unterstützen, wenn die nächsten Special Editions der Special Editions für 60 Euro schon darauf warten, ins Bücherzimmer einzuziehen – und ihre Präsentation weiter Geld in die riesigen Publikumsverlage pumpt, die ihre Autor:innen mit 8 % Tantiemen abspeisen.

Das System ist kaputt.
Und den Kuchen, den wir hier backen, fressen Handel und Marketinggiganten auf.

Sidefact: Wusstet ihr, dass ich als Kleinstverlag 1.200 Euro zahlen müsste, damit die Autorinnen, die bei mir unter Vertrag sind, überhaupt eine Chance hätten, bei NetGalley oder Vorablesen gesehen zu werden? Nein? Jetzt wisst ihr’s. Die beiden Plattformen sollen eigentlich Aufmerksamkeit auf Titel lenken, die nicht groß ausliegen – aber in Wahrheit machen sie vor allem sichtbare Titel noch sichtbarer.

Es gibt kaum Möglichkeiten, ohne viel Geld und Investitionen auf neue Autor:innen und Verlage aufmerksam zu machen – zumindest auf den ersten Blick. Was wir aber tun: Wir ziehen los, reden, vernetzen, schicken Werbematerial in jede Richtung, in die wir blicken. Es gibt mittelgroße Buchliebhaber:innen, die ihre Hilfe anbieten. Die unterstützen, teilen und Tipps schicken – Liebe, die wir rausgeben, kommt tagtäglich zurück.

Aber am Ende bleibt von diesem wahnsinnigen Kuchen, den wir hier backen aber nur ein winziger Bruchteil übrig. Ein kleines Stückchen, das ich liebevoll mit Sahne und Streuseln dekoriere, damit Sturm-Autor:innen wenigstens etwas von dem abbekommen, was sie ursprünglich geschaffen haben.

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